Der eigentliche Begriff der "Umwelt"

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Der eigentliche Begriff der "Umwelt"

Zunächst erscheint der Begriff der "Umwelt" als das, was das "System" nicht ist in einem räumlichen Sinne: Die "Umwelt" scheint um das System drum herum zu sein. Der Zusammenhang zwischen dem "System" und der "Umwelt" scheint ein zufälliger zu sein. Denn eine "Umwelt" als solche gibt es nicht. Der Begriff der "Umwelt" ist ein relationaler Begriff: Sein Inhalt ergibt sich nur im Verhältnis zum "System". Das "System" hat eine - genauer seine - "Umwelt". Dieselbe Welt mag für ein anderes "System" eine andere "Umwelt".

Aber so ist die "Umwelt" noch nicht erfasst. Denn, wie in der Wissenschaft gewitzelt wird: "Es ist wohl kaum der Fisch, der das Wasser erfunden hat." Denn das Leben des Fisches setzt das Element des Wassers voraus. Der Fisch lebt im Wasser, und - was noch wichtiger ist - nur im Wasser. Die "Umwelt" ist in diesem Sinne die Lebensbedingung eines Lebewesens, über die das Lebewesen selbst nicht verfügt, da es sich nicht um das Lebewesen handelt, sondern um etwas das außerhalb des Lebewesens ist.

Der Begriff der "Umwelt" ist am Anfang des 20. Jahrhunderts aufgekommen. er wurde in der Biologie genutzt, um Lebewesen wissenschaftlich zu bestimmen. Durch Veränderung der "Umwelt" wollte man in der Biologie herausbekommen, welche Eigenschaften und Fähigkeiten Lebewesen, also Tiere und Pflanzen haben. Verändert man die Umwelt, so zeigt sich, wie Anpassungsfähig bestimmte Pflanzen und Tiere sind, und wie sie sich anpassen. Dadurch konnte man etwas über diese Lebewesen herausbekommen. Man konnte besser bestimmte Lebewesen und Eigenschaften dieser Lebewesen züchten etc..

Man kann dann aber auch die Lebewesen durch Veränderung der "Umwelt" zu Anpassungsleistungen zwingen. Verändert man die "Umwelt", so muss sich das Lebewesen dieser veränderte "Umwelt" anpassen, wenn es überleben will. Das Lebewesen reagiert dann "von selbst" auf diese Veränderung, weil es nur auf diese Weise sein Überleben sichern kann. Auf diese Weise bestimmt man mittelbar, was das Lebewesen tut und wie es sich verändern (muss). Dem Lebewesen selbst erscheint diese Veränderung als seine Tat, als etwas, was es tun will; für den Wissenschaftler oder die Wissenschaftlerin erscheint dasselbe als ein Geschehen, nämlich als ein notwendiger Übergang von der (veränderten) Bedingung in eine (notwendige, wenn auch nicht deterministische) Bestimmung dessen, was das Lebewesen tut.

Der Begriff der "Umwelt" dient also theoretisch der Erforschung von Anpassungsprozessen, praktisch zur Steuerung von Veränderungen und Verhaltensveränderungen von Lebewesen durch Modifizierung der Lebensverhältnisse.


Kann man den Begriff der "Umwelt" auch in den Gesellschaftswissenschaften nutzen?