Kann man den Begriff der "Umwelt" auch in den Gesellschaftswissenschaften nutzen?

Aus die gegenwart begreifen
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Kann man den Begriff der "Umwelt" auch in den Gesellschaftswissenschaften nutzen?

In den Sozialwissenschaften wird der Begriff der "Umwelt" in demselben Sinne genutzt. Das ist das Werk von Kurt Lewin, der sich damit beschäftigt, wie die Lebensbedingungen, wie sie von den Individuen wahrgenommen werden, durch Veränderungen der "Umwelt" beeinflusst werden kann. Das gilt sowohl für Individuen wie auch für Gruppen und ist auch gesamtgesellschaftlich anwendbar. Verändere die "Umwelt" als eine Lebensbedingung von Individuen oder gesellschaftlichen Einheiten, und Du wirst bestimmte Veränderungen dieser Individuen oder der Einheiten erreichen. im Falle von Einheiten von Individuen nannte Kurt Lewin das "soziales Management". Er betrachtete die Probleme, die der Forscher, die Forscherin bei er Erforschung dieser Einheiten hat, als dieselben wie diejenigen, die eine Manager, eine Managerin bei der Beeinflussung dieser Einheiten hat.

In den Sozialwissenschaften nennt man diese Methode "Aktionsforschung". Durch Veränderung der Bedingungen des Zusammenwirkens und die Reflexion der Ergebnisse, erfährt der Wissenschaftler, die Wissenschaftlerin, was Interventionen warum bewirken, und damit die Beschaffenheit der der untersuchten Einheit, also etwa einer Gruppe, eines teils der Bevölkerung etc. Dabei wird davon ausgegangen, dass diese Einheiten existieren, weil man etwas mit ihnen anfangen kann, d.h. weil sie zur Erklärung bestimmter Phänomene herangezogen werden können. Die Einheiten sind also als Mittel zum Forschungszweck konzipiert. (Wenn man diese Terminologie mag, kann man hier von einer bloß instrumentellen Bestimmung des Zusammenwirkens der Menschen in sozialen Einheiten sprechen.) Diesen Einheiten wird dann die Eigenschaft zugeschrieben, "überleben" zu wollen, und dann wird sie veränderten "Lebens"- oder Existenzbedingungen ausgesetzt, um eine "Anpassung" zu erzwingen, die nicht deterministischer Art ist.

Für den Wissenschaftler, die Wissenschaftlerin ist die "Umwelt" also nicht vorausgesetzt, sondern um gekehrt: er oder sie setzt die Voraussetzungen und modifiziert sie. Die Methode besteht darin, "Umwelten" einzurichten, so dass sich das "System" auf eine - zu untersuchende Weise - auf diese Veränderung einstellt. Aus dieser Sicht ist also die Beziehung zwischen "Umwelt" und "System" veränderbar, zufällig, einrichtbar. Für das "System" hingegen ist die "Umwelt" als Existenzbedingung vorausgesetzt. Es muss auf Veränderungen seiner "Umwelt" reagieren, um in dieser veränderten Umwelt überleben zu können. Für es ist das Verhältnis zu seiner Umwelt ein notwendiges Verhältnis im Sinne einer Implikation: Wenn die "Umwelt" sich verändert, dann muss sich auch das "System" verändern, und zwar von selbst. Das macht den Übergang zum sozialen Management möglich.

"Umwelt" als Mittel der Verhaltenssteuerung