Wie kommt es zu Burnout?

Aus die gegenwart begreifen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Wie kommt es zu Burnout?

Die eben zitierte Definition von Burnout besagt dazu folgendes: Burnout entwickelt sich möglicherweise dann, wenn die "Intentionen" und die "Realität" des Jobs nicht übereinstimmen. Die Intentionen darf man den Menschen zuschreiben, die der Arbeit nachgehen, oder um deren Arbeit es sich genaugenommen handelt. Die Realität ist das Unternehmen, in der Burnoutforschung zumeist "Organisation" genannt, und die Bedingungen, unter denen sie arbeiten.

Die Vorstellungen der Menschen passen nicht zu dem, was sie unter den gegebenen Bedingungen wirklich tun. Aber nach der Definition ist dies nur eine Bedingung, unter der Burnout entsteht. Eine zweite Bedingung ist, dass daraus eine bestimmte "psychologische Verfassung" entsteht. Das braucht Zeit. Voraussetzung des Burnout-Prozesses ist es daher auch, dass die Bedrohung ignoriert wird. Diese Seite der mangelnden Auseinandersetzung mit der Gefahr erwähnt die Definition ausdrücklich. Die Gefahr bleibt lange unbemerkt, und also bleibt auch das zugrunde liegende Problem unbearbeitet. Da die Formen der Bewältigung, die tatsächlich gewählt werden, "unangemessen" sind, kommt auch von dieser Seite keine Entlastung. Die Betroffenen verkennen nicht nur die Bedrohung, sondern versuchen ihrer auch mit Mitteln Herr zu werden, die ungeeignet sind, das Problem zu lösen. So verstricken sie sich noch tiefer in das Phänomen. Burnout wird daher als "sich selbst perpetuierend" bezeichnet. Es bedarf deswegen oft äußerer Hilfe, um dem Burnout zu entkommen.

Die Definition, kennzeichnet Burnout als eine "mentale Verfassung". Der Begriff Krankheit wird vermieden. Das ist gut und richtig. Aber die Definition rückt nicht das wirkliche Verhältnis der Menschen, die der Arbeit nachgehen, zu den Bedingungen der Arbeit in den Mittelpunkt, sondern mehr oder weniger die geistigen Einstellungen des oder der von Burnout Betroffenen selbst. Das Phänomen wird zu einer - lang andauernden "mentalen Einstellung" verdünnt. Da liegt es nahe, mit "mentalen" Veränderungen zu reagieren. Aber die Erfahrung zeigt, dass gerade das nicht ausreicht. Individuelle Verhaltensveränderungen an einem vorausgesetzten "Arbeitsplatz" mildern zwar die bedrohende Situation. Aber oft handelt sich zumeist nicht um eine Frage der mentalen Einstellung, sondern um eine Frage der Auseinandersetzung mit den wirklichen Arbeitsbedingungen.

Die Menschen, die Burnout bekommen, erfahren an sich selbst den Widerspruch zwischen den endlichen Möglichkeiten der Menschen, sich für einen - von der "Organisation" vorausgesetzten - Zweck einzusetzen, und den - im Prinzip unendlichen - Anforderungen von "Organisationen", speziell von gewinnorientierten Unternehmen. Mit diesem Widerspruch wird in unserer Gesellschaft so umgegangen, dass er "gemanaged" wird, oder etwas eleganter auf deutsch, dass er "gestaltet wird. Insofern erfahren die Menschen, die Burnout bekommen, die Grenzen des Managements an ihrem eigenen Leben, an sich selbst. Burnout signalisiert eine Grenze des Managements von Funktionen, denen sich die Individuen in ihrer Arbeit unterordnen müssen. Gerade umgekehrt aber reagieren die meisten Vorschläge, wie man Burnout vermeiden kann: Sie setzen auf ein besseres "Selbstmanagement". Das ist die Grundfrage in der Auseinandersetzung mit Burnout:

- Ist Burnout ein Zeichen für ein mangelndes Selbstmanagement?

oder

- Ist Burnout ein Zeichen für die Grenze des managementförmigen Umgangs mit den Menschen, mit den Individuen? 

Der Ansatz: Meine Zeit ist mein Leben! behauptet eindeutig das Zweite. So ist auch die entsprechende Antwort angelegt: Es geht nicht um die eigenhändige Fortsetzung des Managements an sich selbst, indem man es nun auch auf sich selbst anwendet, sondern um die Auseinandersetzung mit dem Management und seinen Folgen bei mir selbst, "als Individuum".

Drei grundlegende Äußerungsformen des Burnout