Text: Braucht die Linke den Fortschrittsgedanken?
Braucht die Linke den Fortschrittsgedanken?
Die Linke braucht, das ist die Behauptung der folgenden Zeilen, den Fortschrittsgedanken, um linke Politik zu formulieren. Aber warum? Reicht es nicht gegen den Kapitalismus zu sein? Genügt es nicht, gegen das Ausschließen der Schwachen und Armen einzutreten? Ist es nicht entscheidend gegen die Herrschenden Kreise aufzutreten und die Rechte der Unterdrückten zu vertreten?
Nein, das reicht nicht. Denn damit kann man sich nicht selbst von Kräften abheben, die den Kapitalismus von rechts bekämpfen. Und die rechten entwickeln sich im Kampf gegen den Kapitalismus deutlich besser als die Linken, wenn man sich darauf beschränkt gegen den Kapitalismus zu sein. Warum? Weil sie sich auf Vorstellungen einer besseren Vergangenheit stützen, auf eine (meist falsche und verklärende) Vorstellung zwar, aber auf eine, die es angeblich schon gab, die also realisierbar ist. Das Reaktionäre bedarf deshalb zur Ablehnung der Gegenwart keiner theoretischen Anstrengungen, keines Begreifens der aktuellen Lage. Es reicht, wenn man sich vorstellt, dass die Zeiten früher besser war, weil im Rückblick alles einfacher handhabbar, überschaubarer, klarer war.