Erste Kritik: Leistungsfähigkeit und Brauchbarkeit
Eine Kritik dieser Position richtet sich zunächst auf die Frage, was als Leistungsfähigkeit gilt. Denn offenbar muss man die Antwort voraussetzen, um die Leistungsfähigkeit von Erkenntnisprogrammen zu vergleichen. Diese Entscheidung fällt nicht in die Erkenntnisprogramme selbst, sondern richtet sich nach ihnen äußerlichen Kriterien. Damit stellt sich die Frage, wer über die Leistungsfähigkeit bestimmt. Denn wer über die Leistungsfähigkeit entscheidet, bestimmt auch, was als Leistungsfähigkeit gilt. Diejenigen, die in der Lage sind, ihre Zwecke gesellschaftlich durchzusetzen, werden damit auch bestimmen, was als Leistungsfähigkeit anerkannt wird. Das ökonomische Erkenntnisprogramm dient also die Sozialwissenschaften denjenigen an, die ihre Zwecke als die gesellschaftlich herrschenden durchzusetzen vermögen. Sie können mittels dieses Programms die anderen Menschen in ihrem Interesse „sozial steuern“. Das haben die Vertreter der kritischen Theorie mit recht kritisiert. In der Theorie selbst tritt das in der Frage in Erscheinung, wer die Situation definiert und wer welche Anpassung an die Situation für „brauchbar“ hält.
Ingo Pies zum Beispiel ist Wirtschaftsethiker. Er sieht also die Entwicklung in der „Wirtschaft“ unter ethischem Gesichtspunkt. Und da erscheint die Verschärfung der Ausbeutung durch Verlängerung der Arbeitszeit und Intensivierung der Arbeit durchaus als eine ethische Maßnahme, da sie offensichtlich dem Interesse der kapitalistischen „Wirtschaft“ entspricht. Dieses Interesse wird mit dem gesamtgesellschaftlichen Interesse identifiziert. Da es dem "Wohlstand" der Bürger entspricht, ist diese Form der Steuerung "ethisch" nicht nur vertretbar, sondern sogar erwünscht. Denn sie steigert die Leistung in den Unternehmen.
Zweite Kritik: Reduktion auf auf den sozialtechnologischen Aspekt