Eine (der vielen) theoretische Abbildung der politisch ökonomichen Grundlage des Neoliberalismus

Aus die gegenwart begreifen
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</ref> Das gemeinsame Band einer solchen Lohnarbeitsauffassung hat der Management-Theoretiker Chester Banard [1] in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts (also während der Weltwirtschaftskrise) mit der Theorie des „corridore of acceptance“ geliefert: Demnach müsste man sehen, welche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und welche Lohnsenkungen von den Beschäftigten akzeptiert werden müssen, mithin in den „corridore of acceptance“ fielen. (Es versteht sich von selbst, dass hier eine Reihe von anschließenden Maßnahmen und Überlegungen folgen müsste. Das würde aber hier zu weit führen.) Das bedeutete einerseits: Welche verschlechterten Arbeitsbedingungen und Lohnkürzungen akzeptieren die Beschäftigten eines Unternehmens, lassen sich also durchsetzen. Andererseits stellt sich dann aber auch die Frage: Welche Arbeitsresultate erwarten die Unternehmen von ihren Beschäftigten. Es wird also im Bereich der Produktionsverhältnisse von Seiten der kapitalistischen Unternehmen – und seit den 90er Jahren zunehmend auch von Behörden und Einrichtungen in Gesellschaften mit kapitalistischer Produktionsweise – von den Lohnarbeitenden erwartet und bei ihnen durchgesetzt, dass die Beschäftigten sich um die Profitabilität des Unternehmens – bzw. um die Kosteneinsparungen der Behörden und Einrichtungen – kümmern. Das scheint mir die politisch-ökonomische Grundlage des Neoliberalismus zu sein. Die politischen Maßnahmen, die es ermöglichen, dieses Verhalten der Unternehmen durchzusetzen, erscheinen damit nicht als bloß eigentlich politische, sondern zugleich als politische Anpassungsprozesse an die Anforderungen, die sich den Unternehmen stellen, um sich an die gegenwärtige Produktivkraftentwicklung der gesellschaftlichen Arbeit anpassen zu können. Diese Weiterentwicklung der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit wäre also die politisch-ökonomische Grundlage des Neoliberalismus inklusive seiner „Freiheit“, nämlich der „Freiheit“ des sogenannten „Handlungsspielraums“.

Dann wäre als nächstes nach dem historischen Inhalt dieser gesellschaftlichen Entwicklung zu fragen, soweit er über die kapitalistische Produktionsweise hinausweist. Um dieser Frage nachzugehen, bieten sich zwei Gedanken der Reihe nach an: Erstens stellt sich die Frage, welche gesellschaftliche Entwicklung in dieser ökonomischen Tendenz zu Geltung kommt. Zweitens wirft das die Frage auf, wie diese Tendenz in der Gegenwart aufgegriffen werden könnte.

  1. Chester Barnard, The Functions of the Executive, Cambridge, Massachusetts,1938.