Die Unbewusstheit der Verhaltenssteuerung durch die "Umwelt"
Die Unbewusstheit der Verhaltenssteuerung durch die "Umwelt"
Für die Bewältigung der "ökologischen Krise" kommt es insbesondere auf Sphäre der Produktion an. In den Unternehmen wird im Rahmen der indirekten Steuerung reichlich Gebrauch von der Steuerungsmöglichkeit durch das Schaffen von "Umwelten" gemacht. Die Unternehmensleitungen ziehen sich in "Holdings" zurück, bilden strategische Geschäftseinheiten und schaffen dadurch interne "Märkte", die den gesamtgesellschaftlichen Markt im Unternehmen abbilden. Die Währung dieser "Märkte" sind ein Ausdruck der Profitabilitätsinteressen der Unternehmen. Auf diesen internen "Märkten" müssen sich diese Geschäftseinheiten behaupten, indem sie entsprechende "Margen" bringen. Die strategischen Geschäftseinheiten gliedern sich in sich selbst ähnlich, so dass immer kleinere unternehmensähnliche Einheiten entstehen. (Die sogenannte "fraktale Fabrik"). Diese Einheiten und Untereinheiten werden durch organisierte "Umwelten" indirekt gesteuert und dadurch indirekt gezwungen, die Unternehmensstrategie umzusetzen.
Diese Steuerung wird - das ist entscheidend - nur in der Reflexion bewusst. Denn wenn die Kolleginnen und Kollegen in den Einheiten auf die Veränderungen der "Umwelt" reagieren, dann tun sie das selbst - und meist gemeinsam. Sie beschließen mehr oder weniger, wie sie auf entsprechende Veränderungen der Umwelt reagieren wollen. Wenn sie das gemeinsam beschlossen haben, erwarten sie von jedem Einzelnen und von jeder Einzelnen, dass er das Seine, dass sie das Ihre dazu tun, dass der Beschluss umgesetzt wird. Die Kolleginnen und Kollegen machen das dann, weil sie es beschlossen haben - oder anders formuliert, weil sie es wollen. Die Veränderung der Umwelt spielt dann zunächst keine Rolle.
Denn durch das Indirekte der Steuerung, oder anders gesagt, dadurch, dass sich die "Umwelt"-Bedingungen in Handlungsbestimmungen verwandeln, erscheint die Reaktion ihnen als Ausdruck des Willens der Kolleginnen und Kollegen - und damit als ihre eigene Tat. Die Steuerung durch die "Umwelt" ist eine Form der Fremdbestimmung, die unmittelbar als Selbstbestimmung erscheint. Die Unmittelbarkeit der Selbstbestimmung zeigt sich darin, dass die Kolleginnen und Kollegen sich nicht mit der Steuerung durch die - von der Unternehmensleitung gesetzten - "Umwelt" auseinandersetzen, so dass sich aus der Sicht der Unternehmensleitung "von selbst" ergibt, was sie tun (sollen).
Erst in der Reflexion auf die Frage, warum die Kolleginnen und Kollegen diesen Beschluss gefasst haben, wird durchsichtig, dass dies eine Reaktion auf eine veränderte "Umwelt"-Bedingung war. Diese Reflexion erscheint aber bei der Realisierung des gemeinsam gefassten Beschlusses als ein Hindernis. Und so werden die Kolleginnen und Kollegen die gemeinsame Reflexion als Zeitverschwendung zu verhindern suchen. Damit verschwindet die indirekte Steuerung ein zweites Mal aus dem Bewusstsein: Einmal durch die Verwandlung von Bedingungen des gemeinsamen Handelns in Bestimmungen des eigenen gemeinsamen Willens der zusammenarbeitenden Kolleginnen und Kollegen, und dann zweitens bei der Durchsetzung dieses gemeinsamen Willens gegen Zögern, Nachdenken und Reflektieren, wie es zu diesem gemeinsamen Beschluss kam.
So kommt es zu einer doppelt bekräftigten Unbewusstheit der Verhaltenssteuerung durch die "Umwelt".