"Umwelt" als Mittel der Verhaltenssteuerung
"Umwelt" als Mittel der Verhaltenssteuerung
Der Begriff der "Umwelt" kann also einerseits zur Erforschung eines Systems dienen, andererseits zur Verhaltenssteuerung. Indem die "Umwelt"-Bedingungen in eine für das "System" negative Richtung verändert werden, kann das "System" zu einer Reaktion gezwungen werden. Das "System"reagiert dann, d.h. es agiert, aber es agiert aufgrund einer "Anpassungsnotwendigkeit". So erscheint die Aktivität begrifflich als eine Passivität, weil die Aktivität nur Moment einer Bestimmtheit durch einen anderen ist, durch den Forscher oder die Forscherin. Insofern kann diese Aktivität auch als ein Geschehen analysiert und ggf. organisiert werden.
Wichtig ist hierbei, dass nur die negative Veränderung der "Umwelt" einen Zwang zur Anpassung des "Systems" mit sich bringt. Dieser Zwang erscheint nur als Zwang aus der Sicht des Forschers, der Forscherin, der, bzw. die die Umweltbedingungen kontrolliert. Aus der Sicht des "Systems" handelt es sich um eine Notwendigkeit, nicht um einen Zwang, der immer zufällig ist. Das Lebewesen muss sich anpassen, will es nicht untergehen.
Karl Marx hat in seinen jungen Jahren die "Entfremdung analysiert. Eine Seite der Entfremdung war die, dass die Menschen arbeiten um zu leben. Da Marx arbeiten als die eigentlich menschliche Tätigkeit auffasste, bedeutete das für ihn: Das eigentlich Menschliche des Menschen wird dem bloß Tierischen des Menschen, seinem Lebewesen-Sein in der Weise subsumiert, dass das Mensch-Sein zu einem Mittel des Lebewesen-Seins herabgesetzt wird. Dies gelingt durch die Trennung der Menschen von ihren Lebens- und Produktionsmitteln. Die Menschen können nicht nackt und ohne Mittel leben oder sich die Mittel zum Leben verschaffen. Sie bedürfen der Lebensmittel und der Produktionsmittel, um sich als Lebewesen zu erhalten. An dieser Stelle packen die "Umwelt"-Techniker an: Die Lebensmittel befinden sich in der "Umwelt", über die der Forscher, die Forscherin, respektive die kapitalistischen Unternehmen verfügen. Sie sind deswegen in der Lage, die "Umwelt" zu bestimmen in der die Menschen ihr Leben erhalten müssen. Die Unternehmen nutzen - im Rahmen der indirekten Steuerung - diese Möglichkeit, um die Lohnabhängigen indirekte zu steuern: Sie verändern die "Umwelt" der zusammenarbeitenden Kolleginnen und Kollegen, indem sie die Kooperationsformen in ihrer Existenz bedrohen. Über das Erhaltungsinteresse der kooperierenden Einheiten, die das "System" bilden, vermittelt werden die Kolleginnen und Kollegen zu Verhaltensveränderungen im Interesse des Unternehmens veranlasst. Zugleich erscheint das Verhalten der Individuen als frei gewählt, und also ihnen allein zurechenbar. Der Begriff der "Umwelt" dient der Erforschung und dann der Steuerung des Verhaltens.
Die Unbewusstheit der Verhaltenssteuerung durch die "Umwelt"