Die mechanistische Betrachtungsweise des Unternehmens

Aus die gegenwart begreifen
Version vom 14. Oktober 2008, 16:22 Uhr von Stephan (Diskussion | Beiträge)

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Die mechanistische Betrachtungsweise des Unternehmens

Bis in die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde eine Fabrik oft mit einer Maschine verglichen und oft auch so organisiert. Meist bildeten eine oder viele Maschinen das Rückgrat der Kooperation der in der Fabrik zusammenwirkenden Menschen. Entsprechend wurden auch die Arbeiten, die in der Fabrik verrichtet werden, betrachtet wie ein Teil einer maschinellen Tätigkeit. Charly Chaplin hat mit dem Film "Moderne Zeiten" diese Sichtweise und Organisationsform der Arbeit in der Fabrik auf den Punkt gebracht: Die Menschen werden zu Anhängseln der Maschinen. Durch die Maschinen wird den Menschen vorgegeben, was sie zu tun haben, wie sie es zu tun haben und wie schnell sie es zu tun haben. Durch die Maschinen ist die Form der Kooperation der an der Maschine arbeitenden Menschen vorgegeben. Diese Vorgaben wurden ergänzt durch ein System von Vorgesetzten, die Anweisungen formulierten, um den Zweck des Unternehmens bei den einzelnen unmittelbar tätigen Menschen durchzusetzen. Die Ausführung der Anweisungen wurde kontrolliert. Das musste sein, denn diese Form der Arbeitsorganisation beruhte auf Zwang. Auch das bringt der Film "Moderen Zeiten" sehr schön zum Ausdruck. (Ich schreibe im Imperfekt, obwohl ich weiß, dass auch heute noch eine ganze Reihe von Unternehmen so funktionieren. Aber dennoch wirkt diese Form der Organisation der Arbeit heutzutage etwas antiquiert.)

Wer in die Fabrik ging, sollte dort nur sehr bestimmte Tätigkeiten tun, Tätigkeiten, die er nicht selbst bestimmt hat. Wer zur Arbeit ging in einer so organisierten Fabrik, der konnte nicht tun, was er wollte. Er musste tun, was von ihm verlangt wurde. Er musste seinen Willen dem Zweck des Unternehmens unterordnen. Er nahm das in Kauf, zu tun, was man ihm sagte, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. In der Arbeitszeit verzichtete er auf seinen freien Willen, den er umgekehrt in der Freizeit ausleben konnte. Da man auf seinen freien Willen nicht freiwillig verzichten kann, musste es kontrolliert werden, ob die Beschäftigten tun, was man sie angewiesen hatte zu tun. Es mussten Sanktionen eintreten, wenn das nicht der Fall ist.

Die Beschäftigten einer so organisierten Fabrik waren - in einer gewissen Weise systematisch - unterfordert. Sie konnten und durften nur Detailfunktionen in einem Gesamtzusammenhang ausführen. Es war gut, wenn sie diese Teilfunktion im Zusammenhang des Unternehmens insgesamt verstehen, aber es war nicht unbedingt notwendig, und selbst wenn sie diesen Zusammenhang verstehen, war er nicht ihre Sache. Sie hatten zu tun, was man ihnen sagte. (Ausnahmen bestätigten die Regel, und es wurde den Beschäftigten zugetraut und zugemutet, zu entscheiden, wann eine Ausnahme vorliegt.) Das bedeutete aber auch, dass die wesentlichen Arbeitsanforderungen bewusst formuliert werden mussten. Gelang das nicht, so konnte dies von den Beschäftigten ausgenutzt werden. Das bedeutete schließlich auch: Der Vorgesetzte oder die Vorgesetzte musste im Einzelnen und genau wissen, was der einzelne und die einzelne Beschäftigte zu tun hatten. Die Vorgesetzten mussten es im Zweifelsfall mindestens genauso gut - im Zweifel besser - wissen, wie die Beschäftigten selbst. Das ist natürlich eine Illusion.

Die Grenze dieser Betrachtungsweise