Produzieren nicht auch Tiere

Aus die gegenwart begreifen
Version vom 31. Mai 2016, 08:21 Uhr von Stephan (Diskussion | Beiträge) (Produzieren nicht auch Tiere ihre Lebenmittel selbst?)

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Produzieren nicht auch Tiere ihre Lebensmittel selbst?

Auch Tiere verändern planmäßig ihre Umgebung und arbeiten in diesem Sinne, nutzen Mittel als Werkzeuge, denken in einem gewissen Umfang etc. Ist es da nicht vermessen, anzunehmen, dass die Menschen den Unterschied zwischen sich und den Tieren hervorbringen? Ist das eine grandiose Selbstüberschätzung? Gerade im Rahmen des ökologischen Denkens werden solche Überlegungen immer wieder formuliert.

Produzieren hat - wenn man das Zitat ernst nimmt - einen reflexiven Charakter: Die Menschen produzieren indirekt ihr materielles Leben selbst hervor. Sie verändern in der Produktion ihr Leben und damit auch ihre Art, ihre Lebensmittel zu produzieren. Die Veränderung der Art, die Lebensmittel zu produzieren, macht die Unterscheidung der Menschen von den Tieren zu einem Prozess, mit dem die Menschen in der sogenannten "Urgeschichte" angefangen haben und der - in gewisser Weise - bis jetzt voranschreitet. Die Menschen vergrößern ihren Unterschied von den Tieren immer mehr. Und dies ist etwas, was die Tiere - nach unserem Kenntnisstand - nicht tun.

Das Produzieren der Lebensmittel, damit indirekt des materiellen Lebens selbst, und also des Unterschiedes der Menschen von den Tieren ist auf eine gewisse Weise ein Heraustreten aus der Natur. Aber sind die Menschen nicht schon viel zu weit "aus der Natur herausgetreten", so dass jetzt schon die Gefahr besteht, dass die Menschen ihre natürliche Lebengrundlage zerstören? Auch diese Überlegung ist in ökologischen Kreisen weit verbreitet. Dann würde das Heraustreten so verstanden, als meinte man, die Menschen könnten außer dem Naturzusammenhang existieren. Das ist selbstverständlich nicht gemeint.

Es geht vielmehr darum, dass die Menschen in der Natur als Gegenteil der Natur ihre eigene künstliche Welt schaffen - wenn man so will. Diese künstliche Welt bleibt aber zugleich Teil der Natur. Das Heraustreten aus der Natur würde nur dann gelingen, wenn die Menschen in der Lage wären, ihre natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu erhalten, also die künstliche Welt bewusst als Teil und Gegenteil der Natur zu produzieren. Denn auch das können Tiere nicht.

Die Frage, die hier im Hintergrund lauert, ist folgende: Können wir die Zerstörung der natürlichen Lebengrundlage erreichen, indem wir uns bescheiden? Oder ist es umgekehrt notwendig, die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen als Teil der möglichst bewussten menschlichen Produktionstätigkeit zu verstehen. Im ersten Falle würde man den Unterschied zu den Tieren nicht allzu sehr betonen, sondern sagen: Bildet euch nichts darauf ein! Besser ihr ordnet Euch ein oder unter, damit die Menschheit überleben kann. Schaut auf die Tiere, die können das doch auch. Im zweiten Fall würde man sagen: Wir brauchen eine Weiterentwicklung der Menschen, damit sie in der Lage sind, ihre Lebensmittel so zu produzieren, dass sie die natürlichen Voraussetzungen ihrer Existenz sichern, erhalten und / oder reproduzieren. Wir müssen uns nicht an den Tieren ein Beispiel nehmen, sondern im Gegenteil den Unterschied zu den Tieren so weit treiben, dass wir unsere Auseinandersetzung mit der Natur zu beherrschen lernen. Denn nur wenn wir sie zu beherrschen in der Lage sind, können wir unsere natürlichen Lebensvoraussetzungen erhalten. Nur dann kann das unser Ziel sein. Denn die Tiere setzen ihre natürlichen Lebensgrundlagen voraus und können sie nur nutzen. Wir Menschen dagegen könnten - zwar nicht die Natur, aber - unser Verhältnis zur Natur beherrschen lernen. Der Inhalt der ökologischen Bewegung ist gerade der, dass wir Menschen bei der Produktion der Lebensmittel lernen, auf die begrenzten natürlichen Ressourcen Rücksicht zu nehmen.