Produktionistisches Mißverständnis
Ist das nicht ein "produktionistisches Mißverständnis" des Menschen?
Gerade in Kreisen, die mit der Ökologie-Bewegung verbunden sind, wird diese Seite des Begriffs der Produktion oft übersehen. Es entsteht dann der Eindruck, als würde Marx über keinen eigenen Begriff der Produktion verfügen, sondern die Herstellung möglichst vieler (womöglich verkäuflicher) Güter als besonders menschlich betrachten. So erscheint der der Marx'sche Begriff vom Wesen des Menschen als "produktionistisch". Auf diese Weise wird Marx der Begriff der Produktion unterlegt, der im Kapitalismus vorherrscht. Die Marx`sche Theorie ist aber gegen den Kapitalismus gerichtet. Sie entwickelt einen eigenen Begriff der Produktion, der als eine der Formen seiner Entwicklung im Laufe der Geschichte die kapitalistische Produktionsweise und ihren Produktionsbegriff gedanklich mit umfasst.
Indem Marx und Engels den Prozess der Unterscheidung der Menschen von den Tieren als den einen Produktionsprozess auffassen, bestimmen sie zugleich einen Begriff der allgemeinen, wenn auch bestimmten Begriff der Produktion: Die Menschlichkeit der Menschen hervorzubringen, das bedeutet für sie "produzieren".
Der im Kapitalismus vorherrschende Begriff der Produktion erfasst nur eine bestimmte historische Stufe, in welcher sich diese Produktion des Unterschiedes auf eine besondere Weise darstellt. Diese Weise ist mangelhaft. Die marxistische Theorie versteht sich unter anderem als Ausdruck der Überwindung dieses Mangels.
Damit wird zugleich die Frage aufgeworfen, wie sich der allgemeine Begriff der Produktion des Unterschiedes der Menschen von den Tieren zu der besonderen kapitallistischen Form der Produktion und dem ihr entsprechenden Begriff der Produktion verhält. Wenn man diese Frage stellt, dann antwortet darauf ein bestimtes Zitat aus den Theorien des Mehrwert (MEW Bd. 26, 1, s. 157). Dort kritisiert Marx Garnier, der die kapitalistische Produktion für eine unwesentliche Form hält. Marx grenzt seine Position davon ab, indem er die historische beschränkte Notwendigkeit der kapitalistischen Produktion betont:
"Damit ist (für Garnier, Stephan Siemens) die kapitalistische Produktion selbst eine unwesentliche Form, statt eine notwendige, wenn auch nur historisch, also vorübergehend notwendige Form zur Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit und der Verwandlung der Arbeit in gesellschaftliche Arbeit zu sein."
Die kapitalistische Produktion verwandelt also die Arbeit in gesellschaftliche Arbeit und entwickelt die gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit. das ist - wenn man so will - ihre geschichtliche Funktion.